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63. Kapitel

 

Die Zeichen der Zeit

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Können Liebe und Hass
so nah
beieinander
sein?

 

„Ähm…okay!“, stammelte Lily auf die Aufforderung des Lehrers hin. Ihre Stimme klang sanft und schallte James länger den je im Ohr. „Ein Irrwicht…“, begann Lily zu lesen und James spitze sofort die Ohren „würde mir  Einsamkeit zeigen, meine Familie, die Leute die mir etwas bedeuten tot oder leidend“, ihre sanfter Stimme erschauderte kurz bevor sie fortfuhr, doch James hörte nicht mehr zu. Er fing an abzuschweifen, in Gedanken.
Würde sie auch irgendwann Angst haben ihn leiden zusehen?
Er würde alles Leiden der Welt auf sich nehmen, wenn er dafür wusste, dass sie ihn mochte. Das er in ihrem Herzen war.
Er drehte den Kopf leicht zu ihr, ihr rotes zerzaustes Haar wehte ihr leicht ins Gesicht. Ihre grünen Augen funkelten so wunderschön.
Es machte ihn verrückt sie anzusehen. Immer und immer wieder.

„Nun, okay Mademoiselle Evans!“, hörte James schließlich den Lehrer sagen, wodurch er aus seinen Gedanken aufschreckte. „Die Tests behalte ich!“, erklärte er schlicht und lies sie alle mit einem leichten Aufrufzauber zu sich fliegen.
Die restliche Unterrichtszeit ging schnell vorbei.
Monsieur Pierre erklärte ihnen den Stundenaufbau der restlichen Tage und entließ sie danach.
„Habt ihr Lust mitzukommen? Wir wollen mit der ganzen Gruppe ein bisschen durch die Gegend ziehen?“, wandte sich ein Franzose namens Jean an Lily, als sie und James sich erhoben hatten, um den Raum zu verlassen. Lily drehte sich fragend zu James um. „Was meinst du? Sollen wir mitkommen?“ James Herz machte einen Hüpfer, sie sprach mit ihm wie mit einem guten Freund, er zuckte grinsend mit den Schultern. „Kann ja nicht schaden, oder?“, gab er zurück. Lily grinste zurück und wandte sich wieder dem Franzosen zu. „Du hast es gehört. Wir kommen mit!“

Der Franzose begann zu strahlen. „Wunderbar!“ hauchte er Lily zu. James entging nicht, dass er sie anzüglich musterte. Trotz allem versuchte er die Eifersucht in sich nicht aufsteigen zu lassen. Sie traten hinaus auf den geräumigen Korridor und stiegen alle zusammen in die Fahrstühle, die sie nach unten brachten.
Zusammen mit den Deutschen, ein paar Spaniern, Italienern und drei Franzosen verließen Lily und James die Aurorenschule. Nach dem sie die riesige Eingangshalle durchquert hatten, die mehr den Eindruck eines großen Muggelbüros als eine Zauberercolleges machte.
„Wie wäre es mit einer Stadtrundfahrt?“, schlug Jean vor, als sie auf der offenen Straße, auf deren gegenüberliegenden Seite ein Park lag, an ein paar großen Touristenbusen vorbei gingen.
Einige nickten zustimmend. Chris zuckte lässig mit den Achseln, Lea seufzte auf. „Gute Idee.“ Jean jedoch wandte sich Lily zu, ein machomässiges Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Und was meinst du dazu, Schönheit?“, Lilys Gesicht färbte sich abrupt in einem leichten Rosè. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie sich nicht wohl fühlte.

„Doch, ist eine nette Idee“, stammelte sie hervor und blickte sich hilfesuchend zu James um. Sie fing seinen Blick auf. Und in diesem lag pure Mordlust.
„Na, dann!“, Jean lächelte und ignorierte Lilys Gestik vollkommen. „Machen wir uns auf den Weg!“, er trat rasch in den nächst gelegenen Bus und sie bezahlten, der Reihe nach, beim Fahrer und kletterten alle auf das Oberdeck, das, wie es bei solchen Bussen üblich war, kein Dach besaß, sondern nach oben heraus geöffnet war. Lily setzte sich neben James. Lea und Chris nahmen hinter ihnen Platz und Jean setzte sich direkt vor Lily. James starrte wütend hinaus, doch Lily ignorierte den Franzosen vollkommen. Er war ihr viel zu aufdringlich.

„Guck mal, James, da ist das Louvre!“ feixte sie und deutete auf den Glaseingang des Museums. James drehte sich um und blickte in Lilys lachende Augen und auf der Stelle war sein schlechte Laune und all die Eifersucht verschwunden.
„Da müssen wir am Wochenende unbedingt mal rein!“, fügte sie lachend hinzu und James erwiderte das Lachen ziemlich verblüfft. Sie wollte am Wochenende freiwillig etwas mit ihm unternehmen? In ihrer Freizeit? Sein Herz schlug höher den je.
„Einverstanden, aber dafür musste du auch mit ins Euro Disney Resort.“ (A/N: Ursprünglicher Name für Disneyland)
Lilys Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Ich habe Höhenangst, James!“, fluchte sie „Und du weißt das ganz genau!“ James konnte sich ein freches Lachen nicht verkneifen.

„Eben drum will ich da ja hin!“ „Idiot!“, fauchte Lily und stupste James heftig in die Seite, der lehnte sich entspannt zurück. „Ja, das in ich nun mal! Aber keine Sorge mit mir zusammen brauchst du vor keiner Achterbahn Angst zu haben!“, James schluckte, sobald er den Satz ausgesprochen hatte, hoffentlich nahm Lily das jetzt nicht als zu arrogant auf. Doch sie lachte nur. „Nein, da fühle ich mich aber sicher!“, witzelte sie mit leicht spöttischem Unterton.
„Was sich neckt, das liebt sich!“, kam es von Lea hinter den beiden. Abrupt trat eine kurze Stille ein, sowohl Lily als auch James waren leicht rot angelaufen.
Und Chris hinter ihnen gluckste „Volltreffer, Lea!“, giggelte er. James wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment deutete Jean aus dem Bus. „Da, der Eifelturm!“, verkündete er etwas muffelig und richtete trotzdem alle Aufmerksamkeit auf den Eifelturm, der über der Stadt prangte.

Zur selben Zeit hatten sich Sirius und Hannah in die Marauder Suite verzogen. Peter, Yuko, Remus und Alice hatten es sich am See bequem gemacht und so hatten die beiden genug Zeit ein paar Muggelzeitschriften nach brauchbaren Wohnungen zu durchstöbern.
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du dir so viele Muggelzeitschriften hast schicken lassen!“, seufzte Sirius und streichelte Hannahs kleiner Katze Tipsy am Unterbauch.
„Mensch, Tatze! So was muss man eben planen. Ich nehme nämlich, an wir nehmen eine Muggelwohnung?“, Hannah blickte ihren Freund fragend an.
„Die sind billiger, liegen meist in der Stadt, in der Wohnung können wir auch Zaubern und niemand wird sich um deinen Nachnamen kümmern“, argumentierte sie recht flink.
„Einverstanden“, seufzte Sirius lässig und kraulte Tipsy zeitgleich am Ohr. Diese begann eifrig zu schnurren, woraufhin Hannah ihr einen liebevollen Blick zuwarf.

Doch sie kam auch eben so schnell wieder zum Thema zurück. „Also, wie viel Zimmer brauchen wir?“ Sirius seufzte abermals: „Küche, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Gästezimmer…“, zählte er an den Fingern ab. „Also eine Vierzimmerwohnung.“ „Wieso denn, das sind doch 6?“, fragte der Schwarzhaarige stirnrunzelnd nach. „Küche und Bad zählen nicht, das sind Nutzräume.“, erklärte Hannah, Sirius blickte sie zwar weiterhin fragend an, doch Hannah erklärte nichts mehr „Du hättest Muggelkunde belegen sollen“, seufzte Hannah nur recht trocken, Sirius ignorierte den Kommentar und blickte auf das Pergament. „Kinderzimmer!“ „Was?“ „Du hast die Kinderzimmer vergessen!“, mängelte Hannah an.
„Was für Kinderzimmer?“, fragte Sirius verständnislos.

„Mensch, Schatz, ich habe keinen Bock alle paar Jahre umzuziehen, sagen wir zwei Kinderzimmer wir können sie ja als Hobbyraum nutzen so lange wir noch keine Kinder haben!“, erklärte sie recht sachlich.
Woraufhin sich Sirius’ Augen weiteten. „Du willst Kinder mit mir?“, krächzte er überrascht hervor. Hannah nickte: „Ja, falls du das auch willst!“ Sirius grinste und ließ Tipsy los, die sich mit lautem Miauen bescherte, stand auf und beugte sich hinunter zu seiner Freundin. „Aber klar doch, wenn du willst können wir auch direkt damit anfangen!“, hauchte er ihr ins Ohr. „Spinner!“ „Warum?“ „Weil jetzt die Wohnung dran ist, basta!“, antworte Hannah standhaft. „Echt?“, fragte er und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken. „Ende der Diskussion, Tatze! Setz dich wieder hin, die Katze wartet auf ihre Streicheleinheiten.“

Sirius ließ ein leicht muffeliges Bellen verlauten, gehorchte jedoch und wandte sich wieder Tipsy zu. „Also 8 Zimmer?“, fragte er nach. Hannah nickte etwas skeptisch.
„Das könnte ziemlich teuer werden, vielleicht sollten wir nur ein Kinderzimmer nehmen und die Wohnung später, falls es soweit kommt einfach umzaubern?“, hackte Hannah nach.
„Am Geld wird’s nicht liegen, Feder. Mein Erbe ist schon ein ordentlichen Sümmchen, aber wir können das trotzdem so machen, dann haben wir nicht so viel Platz über.“, Hannah grinste und warf ihm eine der Zeitungen zu.
„Ganz hinten sind die Wohnungsanzeigen!“, erklärte sie und Sirius blätterte erwartungsvoll um. Doch im selben Moment hörten sie mehrere Schritte und Peter, Yuko, Remus und Alice betraten den Raum.

„Wow, wo habt ihr den Raum aufgetrieben?“, fragte sie erstaunt und blickte sie bewundern um. „Gefunden!“, antworte Remus kess. „Wir haben gedacht wir zeigen Alice unser Hauptquartier mal!“, erklärte Peter an Hannah und Sirius gewandt.
„Sie gehen nämlich alle davon aus das Evans und James zusammen sind, wenn sie zurück kommen!“, erklärte Yuko etwas skeptisch an Hannah gewandt.
Diese nickte ihr zu „Verstehe, was du meinst. Irgendwie erscheint das alles etwas zu sicher. Na, wenn James das mal nicht vermasselt“, lachte Hannah und blickte hinunter zu Tipsy die sich soeben aus Sirius Fängen befreit hatte und auf Yuko zugerannt war.
Sirius richtete sich schmollend auf. „Dieses Vieh steht auf deine Freundin, Würmchen!“, erklärte er missmutig. „Immer haut sie ab, wenn Yuko auftaucht!“ Alles begann schallend so lachen.

„Was habt ihr hier drin eigentlich getrieben?“, fragte Remus nach, als die Lachwelle verstummte. „Ich meine bei dem Wetter bleibt man doch nicht drinnen.“
„Wohnungssuche!“, erklärte Hannah und deutete auf die Zeitungen. „Ihr meint, dass also tatsächlich ernst?“, fragte Remus ernst. „Klar!“
„Wissen, Mum und Dad das schon?“, hackte er etwas kritisch nach. Seine Adoptivschwester warf einen kurzen Blick zu Boden, ihre Augen hatten sich sichtbar verdunkelt. „Nein, noch nicht!“, murmelte sie sehr leise.
„Verstehe!“
„Na ja, Eltern müssen ja nicht immer alles sofort wissen!“, unterbrach Alice in vergnügtem Ton die etwas bedrückte Atmosphäre.
„Stimmt!“, gab Sirius ihr frech grinsend Recht.

Der restliche Abend verging ruhig und entspannt. Gegen Abend kehrten die Rumtreiber in den Gemeinschaftsraum zurück.
Hannah stieg müde die Treppe zum Schlafsaal hinauf. Zu ihrer Überraschung war er leer. Die anderen Mädchen waren ausgeflogen. Vielleicht in Hogsmead oder sonst wo, doch trotzdem war der Raum nicht ganz leer.
„Godric!“, rief Hannah verblüfft, als sie die Gestalt, die am Fenster Platz genommen hatte, erkannte. Dieser drehte sich um, er sah ernst aus. Etwas älter als sonst, doch seine Gesichtszüge waren ausgemergelt und traurig.
„Ich bin bloß gekommen, um dich zu warnen, Hannah!“, fing er an zu reden und seine Stimme klang als wäre sie so weit entfernt, dass Hannah nur ihr Echo wahrnahm.
„Was?“, fragte Hannah verschreckt nach, die Freude darüber, dass er ihr endlich wieder erschien war, war so schnell verschwunden wie sie gekommen war. „Wovor willst du mich den warnen?“ Godric seufzte auf.
„Die Zeichen der Zeit stehen schlecht für dich, kleine Hannah!“ „Was?“ „Hast du es nicht bemerkt, Hannahkind!“, hackte Godric leise nach.
„Was denn?“, Hannahs Stimme klang rau, sie bebte vor Angst. Es musste etwas Ernstes sein, wenn Godric sie aufsuchte, wenn er sie warnte.

„Der junge Severus Snape beginnt dich zu hassen, Hannah! Und sein Hass kann gefährlicher werden, als du es dir vorstellst!“, Hannah schluckte.
„Was, ich…!“, begann sie zusammenhanglos los zu stammeln. Ihre Augen hatten sich verdunkelt und ihr Gesicht war unheimlich blass geworden.
„Ich weiß, was du fühlst, Hannah. Doch gute Freunde können grausame Feinde werden, da sie die einzigen sind, die dich wirklich und wahrhaftig verletzen können.“ Hannah schluckte erneut, ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Plötzlich, ganz plötzlich klappte die Tür auf. Naomi, Christa und die anderen strömten hinein, doch Hannah zuckte verschreckt zusammen. Godric war verschwunden, doch schallte ihr seine Stimme noch in ihrem Ohr. „Pass auf dich auf, kleine Hannah!“