______________________________________________________________

 

62.     Kapitel

 

Und wenn der Morgen niemals kommt?

______________________________________________________________

 

 

 

„Was?“, fragte James verwirrt. Minuten hatten sie dagestanden, schweigend. Lily schenkte ihm jedoch zur Antwort bloß ein kleines sanftes Lächeln.

„Du hast mich schon verstanden James!“, fügte sie nach einer weile entlossen Schweigens hinzu und in James machte sich ein Gefühl breit das er nicht beschreiben konnte. Seinen Magen überschlug sich und er hörte sein Herz bis zum Hals schlagen.

Doch auch James überkam ein sanftes Lächeln.

„Danke..!“, stammelte er und man hörte deutlich heraus wie sehr seine Stimme zitterte.

Lily grinste verlegen zurück.

„Na ja, ich geh dann mal Schlafen!“, stammelte sie schließlich in die mittlerweile ziemlich verklemmt wirkende Atmosphäre.

„Ja, schlaf gut Lily!“, stammelte James zurück. Sie lächelte, wandte sich um und ging in ihr Schlafzimmer.

 

Es war alles so unwirklich. Sie und James, James und sie auf einer Suite. Zwei Monate.

Lily trat zum Fenster und blickte hinaus.

In den Himmel, den wunderschönen Sternenhimmel der über Paris lag.

Sie konnte James nicht länger Potter nennen, sie konnte ihn nicht länger anschreien oder beschimpfen. Etwas in ihr weigerte sich dagegen.

Die Fassade war gefallen, ihre Fassade. Ihre eiserne Maske aus stahl, die sie immer davor geschützt hatte verletzt zu werden und ausgerechnet James Potter hatte sie dazu gebracht sie fallen lassen.

Ohne dass sie es wollte rollte ihr eine Träne über die Wange und unweigerlich musste sie lächeln.

Remus Worte drangen in ihre Gedanken. Er hatte Recht. Sie konnte nicht länger so leben wie bisher, es war nicht mehr nötig, nicht mehr möglich.

 

Es knarrte leise und die Tür wurde leicht aufgestoßen. Doch Lily nahm es gar nicht wahr sie war so in Gedanken versunken.

James blinzelte durch den Türspalt, sein Herz pochte wie wild. Wenn sie ihn erwischen würde, könnte er alles wieder kaputt machen.

Doch er konnte nicht anders, seine Neugier war zu groß. Am liebsten hätte er gewusst was in ihr vorging.

Sie stand da und sah so verzweifelt aus. Doch gleichzeitig so wunderschön. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen sie getröstet. Sollte er? Konnte er? James schüttelte den Kopf und ermahnte sich selbst somit. Er konnte nicht einfach zu ihr gehen, leider.

Doch die Augen von ihr Abwenden konnte er auch nicht. Ihr Blick der durch den Himmel streifte machte ihn nahe zu verrückt.

Es war wie ein Traum. Hier zu sein mit ihr. Es war seine Chance und er würde sie nicht und genutzt lassen.

Am liebsten hätte er ewig dagestanden und sie beobachtet, diesen Abend, diese Nacht niemals vergehen lassen.

 

Doch auch der neue Morgen brach an und Lily wurde ihres Achtens viel zu Früh von den Sonnenstrahlen die ihre Nase kitzelten, geweckt.

Müde schleppte sie sich aus dem Federweichen Bett. Sie hatte so gut geschlafen wie lange nicht mehr.

Zusammen mit James ging sie kurse Zeit später zum Frühstück und anschließend fuhren sie in Richtung Aurorenschule.

 

Währendessen streifte Severus Snape durch die Korridore von Hogwarts. In Gedanken jedoch war er ganz wo anders. Gestern hatte er erfahren das er an seinem 17 Geburtstag das dunkle Mal empfangen würde.

Unsicherheit die sich mit Angst vermischte machte sich in ihm breit. Er wusste nicht ob er das wollte. Denn es war ein endgültiger Schritt auf die andere Seite.

Er schreckte auf ein blonder zersauster Haarschopf rannte an ihm vorbei. Sein Herz schlug schneller. „Hannah!“, krächzte er und ihm selben Moment presste ihn jemand mit voller Wucht an die Wand. Sirius Black.

 

„Snape!“, fauchte er wütend und presste ihn mit gebalten Fäusten zu hart gegen die Wand das der Slytherin kaum noch Luft bekam.

„Lass deine Finger von meiner Freundin, klar!“, Snape schnappte nach Luft. „Wenn ich dich noch einmal in ihrer nähe sehe bring ich dich um! Ich will sie nicht noch einmal wegen dir verlieren“, knurrte Sirius bitterböse und ignorierte vollkommen, dass er seinem Gegenüber die Atemwege abdrückte.

„Und ich werde keine Sekunde zögern dir den Hals umzudrehen, wenn du sie mir wegnimmst! Das  sollte dir klar sein!“, Snape konnte erneut nur ein röcheln verlauten lassen, seine Augen hatten sich zu schlitzen verengt und die Wut in seinem Hals schürte Blacks Anblick schlimmer den je.

 

„Lass ihn runter, Sirius!“, vernahm er plötzlich eine sanfte Stimme. Hannah! Sein Herz hörte auf zu schlagen er versuchte sie Anzuschauen, doch er kam nicht dazu Black lies ihn los und er glitt zu Boden.

Sofort schnappte er nach Luft und stierte zu Hannah. Doch diese würdigte ihn keines Blickes. Sie hatte nur Augen für Black.

Er schluckte. Warum? Warum sie? Warum musste er sich in die Freundin seines Feindes verlieben.

Hannahs Atem war schnell und unregelmäßig. „Die anderen warten, komm endlich Tatze!“, sagte sie schließlich, für Severus klang es gleichgültig. Allein Sirius hörte das Hannahs Stimme zitterte.

 

Sie wandte sich mit leerem Blick ab und zog Sirius mit sich. Der Slytherin blieb allein zurück. Er konnte sie Enttäuschung und Wut die er verspürte nicht ausdrücken.

Was hatte er sich den erhofft? Das sie ihn verteidigte? Das sie sich abermals von Black trennte? Er schüttelte wild den Kopf. Das war unmöglich.

Es war ein Traum. Sie war unerreichbar für ihn.

Doch wenn sie für ihn unerreichbar war, sollte sie auch für alle anderen unerreichbar sein! Besonders für Black.

Der dunkle Lord wollte sie haben, wollte sie sich zu nutzen machen. Seit Monaten wusste er das. Doch er hatte geschwiegen, über Hannah. Seiner Gefühle wegen.

Doch nun brach ein unglaublicher Hass aus ihm raus.

Er wusste nicht wie lange er noch schweigen würde, ob er noch schweigen wollte!

 

Langsam rappelte er sich auf, atmete die Luft ein, die Luft die er so hasste, weil sie ihn das alles ertragen lies. Weil es dieselbe Luft war die auch seine Feinde einatmeten.

Die sie am Leben erhielten ebenso wie ihn.

Er hasste sie. Seine Hände begannen zu zittern. Schwankend torkelte er davon. Weg nur weg von ihnen, von seinen Schmerzen.

Derweilen betraten Hannah und Sirius schweigend die große Halle. Hand in Hand.

Sie brauchten keine Worte um einander zu verstehen. Es war der Moment der sie verstehen lies. Ein schlichter Blick. Zusammen ließen sie sich am Gryffindortisch bei den anderen nieder und ließen den Alltag einkehren.

 

Zeitgleich betraten Lily und James die Aurorenschule. Ein großes Gebäude was Lily sofort an Büros der Muggel erinnerte.

„Oh. Aurorenpraktikum?“, fragte die Hexe am Portal und blätterte durch ihre Unterlagen. „3 Stock, gesamte rechte Abteilung! Das Seminarzimmer ist nicht zu verfehlen.“, erklärte sie ihnen auf schnellem Französisch den Weg. Lily und James bedankten sich und stiegen schweigend in den Aufzug. Minuten später betraten sie ein Zimmer mit der Aufschrift „Aurorensiminar“ und der Lärmpegel stieg auf der Stelle.

Offenbar war noch kein Lehrer anwesend und die Schüler aus den verschiedensten Ländern unterhielten sich lautstark.

 

Lily lies sich neben James auf einer freien Bank in der zweiten Reihe nieder und beäugte das Geschehen kritisch.

Ein Junge aus der forderen Bank lehnte sich zu ihnen herüber. Er hatte buntes Stachelhaar und blaue lustig funkelnde Augen. „Hey ich bin Chris und das“, er deutetete auf das Mädchen neben ihm „ist meine Freundin Lea!“, stellte er sich in tadellosem englisch vor. Lea drehte sich ebenfalls um, sie hatte schwarzes Hüftlanges Haar, einen knall roten Pony der auf die Seite gekämmt war und braune Augen. Sie lächelte ihnen freundlich zu. „Hallo!“, erwiderte James grinsend. „Ich bin James!“, stellte er sich vor.

„Und ich Lily!“

 

„Woher kommt ihr den?“, fragte James derweilen. „Deutschland und ihr?“, antworte Chris promt. „England!“, gab Lily zurück und konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.

Sie hatte gelesen das es in Deutschland Mode geworden war mit außergewöhnlichen Frisuren, Haarfarben und zerrissenen Klamotten rum zu laufen, doch bisher hatte sie gedacht das würden nur die Muggel machen.

Ganz plötzlich trat Ruhe ein, Chris und Lea drehten sich rasch nach vorne. Der Lehrer trat ein. Ein Mann mittlern Alters und Größe. Schwarzes Haar und den so typischen schwarzen Schnurrbart.

„Guten Tag!“, zusammen begrüßte er die Klasse auf Französisch. Die Schüler erwiderten den Gruß einige mit ziemlich starkem Akzent wie es Lily auffiel. „Ich bin Miseur Pierre“

 

„Nun gut, ihr seit die besten der besten. Eure Schulen haben euch ausgewählt und nun erwarte ich, dass ihr mir zeigt wie gut ihr seid! Ihr alle habt einen Traum, den Traum Auror zu werden. Nur eins möchte ich euch sagen diese Chance hier ist kein Wunschkonzert und wer mir den Eindruck vermittelt das er nicht sein Bestes gibt fliegt!“, erklärte er sachlich und warf einen strengen Blick in die Runde.

„Wir sind ein Team! Eine Einheit. Jeder sollte die schwächen und Stärken des anderen kennen, damit ihr euch aufeinander Einstellen könnt. Damit ihr euch ergänzen könnt. Verstanden?“ Die Schüler nickten rei um.

„Sehr schön, dann können wir ja mit einem kleinen Test beginnen!“, ein seltsames Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er die erschreckten Gesichter seiner Schüler sah und verteilte mit einem wink seines Zauberstabes die Aufgabenblätter.

 

James warf einen verwirrten Blick zu Lily hinüber. Gleich zu Anfang ein Test, dass war schon ganz schön heftig. Lily hingegen wirkte nicht nervös sondern sehr erpicht darauf zu zeigen was sie konnte.

Lässig lehnte er sich zurück und betrachtete den Prüfungsbogen, Sekunden später musste er grinsen, das war nun wirklich kein richtiger Test vor dem man Angst haben musste. Mehr eine persönliche Abfrage: Irrwicht, Patronus, Stärken, Schwächen, Besonderheiten.

Eifrig begann James auf das Blatt zukritzeln. Bei der Frage nach seinem Irrwicht stockte er kurz. Sie hatten den Zauber in der dritten Klasse behandelt und damals war es Sirius gewesen, sein Irrwicht Sirius der tot auf dem Boden lag, doch James war sich sicher das sich dies geändert hatte.

Er würde Lily und seine Freunde tot sehen, er würde einsam sein. Verlassen.

 

Nach weiteren 10 Minuten erhob sich Miseur Pierre am Pult. „Fertig?“, fragte er in die Runde und erntete einstimmiges Nicken.

„Nun dann lest ihr der Reihe nach vor!“, befahl er in relativ kühlem Ton.

Die Schüler taten wie ihnen geheißen. Schließlich kam Lily an die Reihe. Sie begann zur lesen.