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55.     Kapitel

 

Der Maskenball

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Am meisten,

fühlt man sich von den Wahrheiten getroffen,

die man sich selbst verheimlichen wollte

 

Friedl Beutelrock

 

Hannah stand vor dem Spiegel im Mädchenschlafsaal, sie sah anderes aus als sonst, ganz anderes. Sie trug das Kostüm einer Nymphe. Ihr Haar war nicht wie sonst goldblond, sondern an den Ansätzen blau und an den Spitzen weiß. Ein seltsamer glitzerschleier umhüllte es.

Außerdem trug Hannah ein weiß-silbernes Oberteil das zackig in einen aus durchsichtigem Stoff bestehenden Rock über ging, dieser war so geschnitten das er an manchen Stellen mehr Haut zeigt als man ohne hin schon gesehen hätte.

Auf dem Rücken trug sie Flügel in verschiedenen blau Tönen und ihre Ohren hatte sie, dank James der ihr immer noch Nachhilfe gab, spitz Zaubern können.

Sie lächelte sich selbst im Spiegel an. Luis würde sie in der Eingangshalle erwarten.

Hannah war froh, dass sie mit ihm und nicht mit Paul zum Ball ging.

 

Sie strich sich eine Haar Strähne aus dem Gesicht und band mit einem wink ihres Zauberstabes die Haar stramm zusammen, dann wandte sie sich Naomi zu, die das Kostüm einer Nixe trug, es wirkte künstlich, doch Hannah schwieg, sie hatte das Gefühl das Naomi nicht sehr angetan, darüber war, das Hannah Paul abserviert hatte.

„Gehen wir?“, fragte Hannah und Naomi nickte und lächelte zögernd.

Hannah kletterte die Treppe hinunter und fand sich in einem sehr bunten Gemeinschaftsraum wieder. Überall tobten und feierten verkleidete Gryffindors, doch Hannah war es egal, sie kletterte durch das Porträtloch Naomi folgte ihr.

In der Eingangshalle wartete Luis auf sie er war, als Vampir verkleidet und sah ausgesprochen gut aus, zu Begrüßung küsste er Hannah auf die Hand. „Du siehst wunderschön aus Nymphe!“, Hannah lächelt geschmeichelt und zusammen betreten sie die große Halle.

 

Sie sah prächtig aus, noch besser als ihm Jahr zuvor, überall standen gewaltige Tannen und Eisskulpturen, welche so verzaubert waren das sie nicht schmelzen.

Doch auf Hannah wirkte diese Schönheit dicht, irgendetwas in ihr war traurig, eigentlich wäre sie nun mit Sirius hier. Sie biss sich auf die Unterlippe, den sie wollte nicht an ihn denken, nicht jetzt! Jetzt war sie mit Luis hier und er hatte es sicher nicht verdient das Hannah ununterbrochen über Sirius nachdachte.

Luis führte sie zu einem kleinen Tisch an dem bereits Lauréane und James platz genommen hatten. „Stören wir?“, fragte Luis seine Schwester, diese blickte nur Fragend James an, der den Kopf schüttelte.

Hannah blickte verbissen zum Podium, sie wollte James nicht ansehen und es blieb ihr ersparrt da sich Dumbledore erhob.

 

James, Lauréane und Luis blickten ihn erwartungsvoll an und Hannah tat es ihnen gleich.

„Meine lieben Schüler, liebe Gäste! Ich begrüße euch Herzlich zum diesjährigen Maskenball! Nun ich will euch nicht lange stören deshalb nur noch eins der Tanz ist eröffnet ebenso wie das Büffet.“, verkündete der Direktor und lies sich wieder auf seinem platz nieder. James grinste „Typisch!“, woraufhin Lauréane glücklich anfing zu kichern.

Doch jemand anderes in der großen Halle beobachtete diese geschehen nicht ganz so glücklich. Lily Evans. Sie trug dasselbe Kostüm wie Lauréane, das eine Feuerelfe, ein grünes elegant geschnittenes Kleid und feuerrote Flügel. Ihr Haar war von schwarzen Strähnen durchzogen und fiel ihr lockig über den Rücken.

Sie hätte sehr hübsch ausgesehen wäre sie nicht so Wütend gewesen. Wütend? Worüber? Lily wusste es nicht genau, darüber das diese Französin dasselbe Kostüm wie sie trug oder darüber, das Potter sich mit ihr anscheind amüsierte.

„Ich bin mal eben Tanzen.“, riss eine Stimme Lily aus ihren Gedanken, es war Alice die mit einem Hufflepuff Jungen auf die Tanzfläche verschwand nun saß sie allein am Tisch, ihr Tanzpartner war Getränke holen.

 

Doch Lily blieb nicht lange allein. Hannah kam zu ihr herüber und noch jemand anderes im Kostüm einer Elfe, Lily erkannte das Mädchen zu erst nicht, doch dann wurde ihr bewusst wer da vor ihr saß.

Narzissa Black. Hannah schien es ebenfalls bemerkt zu haben, sie hatte nur kurz gezuckt und nichts gesagt und so beschloss Lily es ebenso zu tun. Schließlich hatte die Slytherin ihr nie etwas getan. „Amüsiert ihr euch gut?“, fragte Narzissa oberflächlich. Hannah schüttelte den Kopf warum wusste sie nicht und Lily seufzte „Passt schon!“, die Wahrheit wäre nein gewesen, doch dies hätte Lily nicht begründen können. „Und du?“, fragte Hannah zögernd. „Geht schon.“, erwiderte Narzissa und nippte an ihrem Cocktail. Lily verstand es nicht, warum war sie gekommen, es er gab überhaupt keinen Sinn.

 

Die Mädchen schwiegen. Es war ein seltsames Bild, die drei Begehrens wertenden Mädchen in Hogwarts, saßen zusammen und schwiegen sich an, allesamt waren sie tief in ihrem Herzen an drei der bekanntesten Reinblüter vergeben. James Potter, Sirius Black und Lucius Malfoy und alle drei würden sie in zwei Jahrzehnten wieder aufeinander Treffen. Es war wahrhaftig ein seltsames Bild, doch die Mädchen fühlten etwas was niemand zu dieser Zeit hätte erklären können, es war ein tiefe Zusammengehörigkeit, das Gefühl das sie einander verstanden, es überkam sie einfach so aus dem nichts. Und es dauerte kaum eine Minute an, dann stand Narzissa auf und ging ohne ein weiteres Wort und Worte waren, auch nicht nötig. Hannah stand ebenfalls auf lächelte Lily kurz zu und begleitete dann Luis auf die Tanzfläche.

 

Die Band begann eine langsame Ballade zu spielen und Luis schlang die Arme um Hannahs Hüften, währenddessen kam Sirius zum Tisch an dem James immer noch mit Lauréane saß, ihm folgte Jule. Sirius selbst war ganz in schwarz gekleidet, trug einen Hut und hatte ein Säbel umgebunden, vor seine Augen hatte er eine schwarze Maske gehängt. Zorro.

Er stierte zu Hannah und James beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, dann zog er Lauréane auf die Tanzfläche. Auch Lily tanzte mittlerweile mit ihrem Tanzpartner einem Typen aus Ravenclaw, das Lied wurde immer langsamer, Hannah stierte Luis in seine dunkelblauen Augen, es war als würde sie sich selbst in ihnen verlieren. Er war einfach unheimlich süß. Sie legte die Arme um seinen Hals und lächelte.

Luis lächelte zurück, beugte sie herunter und küsste Hannah zärtlich und Hannah erwiderte den Kuss, doch plötzlich riss jemand Luis von ihr weg. Sirius.

 

„Lass deine dreckigen Pfoten von ihr!“, brüllte er Luis wütend an, am liebsten hätte er ihm seinen Säbel an den Hals gedrückt.

Die Musik spielte weiter, doch alle Pärchen in der Halle hatten aufgehört zu tanzen und beobachteten das Schauspiel, welches sich in der Mitte der Tanzfläche abspielte.

Luis riss sich von Sirius los und wollte etwas erwidern, doch Hannah war schneller.

„Ach hast du jetzt neuerdings, auch noch das recht allen Leuten um mich herum Vorschriften zu machen, Black!“, fragte sie und warf wütend die Haare nach hinten. Ihr Zopf lösste sich langsam auf und das Haar viel ihr nun wirr über den Rücken.

„Ausgerechnet du willst mir etwas von Recht erzählen?“, fragte Sirius wütend. „Hast du etwa das recht mit der ganzen Schule vor meiner Nase rumzumachen und dich wie sonst was aufzuführen?“, „Leute vielleicht solltet ihr…“ versuchte Luis sich einzumischen, doch sowohl Sirius als auch Hannah ignorierten ihn.

 

„Du führst dich auf wie ne Schulschlampe und dir ist ja anscheind egal was in mir dabei vorgeht! Erst McLaggen, jetzt er? Musst du deine Freunde den öfter als deine Unterwäsche wechseln?“, schrie Sirius nun wütend. „Dann nimm dir doch endlich was du willst verdammt, dass hast du doch sonst auch immer gemacht.“, unterbricht Hannah ihn wütend und mustert ihn schließlich herausfordernd. Sirius blickte sie kurz an, packt sie an den Armen und küsst sie. Und Hannah erwidert den Kuss mehr als stürmisch, regelrecht brutal bis Sirius sie kurz von sich drückt und nach Luft schnappt.

„Mensch bist du, aber wild geworden!“, Hannah grinst anzüglich, antwortet jedoch nicht, sondern küsst ihn abermals stürmisch.

„Ich leide halt“ – Kuss – „unter“ – Kuss – „ganz, ganz schwerem“ – Kuss – „Sexentzug!“, bringt Hannah schließlich hervor und küsst ihn erneut stürmisch. „Verstehe.“, erwidert ihr Freund schließlich und beide verlassen die Halle, jedoch nicht ohne sich weiterhin zu küssen und sich fast die Kleider vom Leib zu reißen.

 

Alle blicke in der großen Halle sind immer noch auf den leeren Platz, auf der Tanzfläche gerichtet und James fängt an zu grinsen.

Einerseits würde er jetzt gerne Witze darüber reißen, doch in jenem Moment ich er einfach nur erleichtert, andererseits wäre es sicher eine gute Idee Lily jetzt nach einem Date zu fragen, doch wenn sie ablehnen würde wäre er wieder das Gespött der ganzen Schule, also bleibt nur nicht eins übrig was er tun kann, um den Tumult in der Halle noch zu erhöhen, er beugt sich grinsend zu Lauréane runter und küsst sie.

Doch was James nicht merkt, ist das Lily Evans währenddessen aus der Halle rennt.

Die Tränen laufen ihr in Bächen übers Gesicht! Warum? Sie weiß es nicht, wirklich nicht immerhin ist das Potter, den sie seid Jahren verachtet und abblitzen ließ.

 

Remus fing sie ab, als sie die Eingangshalle erreichte er und Peter hatten nur grinsend dagestanden und alles geschehen lassen.

„Was ist los, Lils?“, fragte er besänftigend. Doch Lily schlurzte nur auf und rannte weiter.

„Wurmschwanz, du kommst hier klar oder?“, Peter hob Sirius Zorromaske auf die auf dem Boden lag, nickte Remus zu und blickte ihm nach wie er Lily nach lief. Ein grinsen konnte sich der Gryffindor weiß Gott nicht verkneifen, als er die restlichen Utensilien von Sirius und Hannahs Kostümen aufsammelte. „Endlich!“, Endlich waren die beiden wieder zusammen und für James und Lily standen die Sterne wohl auch nicht so schlecht.

 

Lily hatte sich am See niedergelassen, weinend, als Remus sie erreicht hatte konnte er sich nur noch in den Arm nehmen, er strich ihr sanft über das feuerrote Haar.

Auch wenn er nicht wusste was in ihr vorging, ahnen konnte er ist und seine Ahnung traf ins Schwarze. „Wein ruhig, Lily, wein ruhig!“, flüsterte und hielt sie fest.

Lily war froh das er nicht nach frage was los war, denn sie hätte es nicht erklären können. Was empfand sie bloß für Potter?

Musste er ausgerechnet jetzt mit dieser plumpen Französin rummachen, ausgerechnet jetzt? Jetzt wo sie angefangen hatte ihn zu mögen. Ihn zu schätzen.

 

Lily war jedoch nicht die einzige die am See saß und weinte. Da war noch jemand, viele Meter von Lily und Remus entfernt. Severus Snape.

Und sein Herz schmerzte mehr als je zu vor, es war als wäre es zerbrochen.

Er hatte all die Wochen mit ansehen müssen, wie Hannah sich einem Typen nach dem anderen an den Hals warf, nachdem Black versucht hatte ihn zu ermorden, er hatte gehofft, das Hannah zu ihm kommen würde nach dem sie und Black sich getrennt hatten, doch nun? Hatte sie sich Black schon wieder an den Hals geworfen.

Er hatte versucht sie zu vergessen, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, er hatte sogar versucht froh darüber zu sein das sie Glücklich war, mit Black.

Doch nicht von alldem war gelungen, rein gar nichts. Im Gegenteil es war nur noch schlimmer geworden, es war als würde sein Herz in tausend kleine Teile zerspringen.

Und jeder einzelne Spliter die Wunde noch aufreißen würde.

Ja, er war verbittert mehr als das, er hasste Black, er verabscheute ihn dafür das Hannah ihn liebte, auch nach dem sie wusste das er zu einem Mord fähig war.

Musste er erst zum Mörder werden, damit sie ihn beachtete, damit sich ihn verstand?