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22.     Kapitel

 

Nichts als die Wahrheit

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Hannah war froh wieder in Hogwarts zu sein, sehr froh sogar. Natürlich die Ferien waren toll gewesen. Doch nichts konnte Hogwarts übertrumpfen. Mit seinen Festessen, den Quiditischspielen und den abendlichen gemütlichen Treffen im Gemeinschaftsraum.

Doch Remus konnte sich nicht so freuen.

 

Er hatte das Gefühl bei Vollmond jedes Mal etwas einsamer zu werden. Wenn er nach Vollmond wieder auftauchte, hatte sich etwas verändern. Nach dem letzten Vollmond sogar mehrere Dinge. Sirius trug einen Verband um den Kopf, die anderen nannte ihn nun Tatze und Hannah nannten sie Feder.

Alle hatte sie nun einen dieser Seltsamen Spitznamen von denen Remus nicht wusste was sie zu bedeuten hatten. Nur er hatte keinen!

 

Was geschah in jenen Vollmondnächten? Und warum fragten sie ihn nicht einmal ob er da mitmachen wollte, bei was auch immer? Oder wussten sie es etwa, wussten sie dass er ein Werwolf war und bei Vollmond gar nicht in der Lage war bei irgendetwas teilzunehmen?

Schon oft war Remus dieser Gedanke im Kopf herum geschwirrt, doch immer wieder hatte er ihn verworfen. Es konnte nicht sein! Sie konnten es nicht wissen. Sonst würden sie sich im Gegenüber anders Verhalten, ganz anders.

Verängstigt vielleicht oder angewiedert, aber keinesfalls Freundlich und lustig wie sie es jetzt waren.

 

Aber warum schluckten sie dann all seine Fadenscheinigen ausreden, die er jedes Mal an Vollmond anbrachte. Sie waren doch nicht dumm, sie mussten doch merken, dass er immer an Vollmond verschwand. Warum fragten sie nie?

Normalerweise hätte Remus erleichtert sein müssen, dass seine Freunde ihn nicht darauf ansprachen, doch nun beunruhigte es ihn. Und das entging seinen Freunden nicht.

 

Alle fünf saßen sie am Morgen des ersten Schultags zusammen am Tisch der Gryffindors und Frühstückten. Frank reichte Sirius, James, Peter und Remus die Stundenpläne für die Drittklässler und bekam so gleich von Hannah die Stundenpläne für die Fünftklässler gereicht, die ebenfalls am Tisch entlang gingen.

 

James, Sirius und Peter fingen an ihre Stundenpläne gründlich zu studieren. Während Remus auf seinen nur einen kurzen Gedanken verlorenen Blick warf und ihn dann achtlos zu Seite schob. Normalerweise war er es der sich am meisten um schulische Sachen scherte. James blickte kurz auf musterte Remus und zog eine Augenbraue hoch, er sagte jedoch nichts und wandte sich wieder seinem Stundenplan zu.

 

„Wir haben jetzt direkt ein paar neue Fächer!“, stellte er fest. Peter nickte ihm war nicht sehr wohl dabei, noch mehr komplizierte Unterricht der auf ihm zukam er hatte keine Ahnung wie er das alles schaffen sollte. „Du hast doch auch Muggelkunde, oder?“, fragte er an Remus gewandt und als dieser nicht gleich antwortete fragte er noch einmal „Remus?“, Der schaute verwirrt von seinem Essen auf „Wie? Ach ja Muggelkunde!“, er warf einen flüchtigen Blick auf seinen Stundenplan. „Ja, ja hab ich Wurmschwanz!“, antworte er Gedanken verloren.

Peter jedoch genügte diese antwort, er war erleichtert. Er hasste es allein zu sein und ohne einen seine Freunde in einer neuen Unterrichtsstunde zu sitzen wäre für ihn der pure Horror gewesen. „Gut!“, sagte er und biss herzhaft in sein Schinkenbrot.

 

Hannah bekam soeben von Naomi ihren Stundenplan gereicht, warf einen Blick auf ihn und stöhnte sofort laut auf. „Oh, nein!“, Sirius wandte sich ihr zu. „Was ist den los, Feder?“, fragte er und lächelte sie sanft an. „Wir haben jetzt direkt eine Doppel Stunde Verwandlung. Montagmorgen! Das überlebe ich nicht.“,  presste sie hervor und beäugte ihren Stundenplan angewidert. Sirius klopfte ihr tröstend auf die Schulter. Hannah zuckte nach der kurzen Berührung zusammen, ein seltsames Gefühl.

 

„Schaffst du schon.“, meinte Sirius. „Muss ja!“, antworte sie tonlos „Und was habt ihr jetzt?“, fragte sie an Sirius und James gewannt. „Arikmantik!“, erzählte James mit dem Mund voller Toast. „Tja, es hat halt Vorteile Drittklässler zu sein.“, meinte James als er sein Essen runtergeschluckt hatte und fing an sich eine neue Scheibe Toast mit Butter zu beschmieren. „Wir haben interessanteren Unterricht und dürfen legal nach Hogsmead!“, Hannah schnaubte. „Die ist es doch egal, ob irgendetwas legal oder illegal ist. Du tust was immer du willst.“, stellte Hannah fest und James nickte begierig. „Klar, doch Feder! Die sind Regeln doch auch egal!“, meinte James grinsend und klopfte Peter heftig auf die Schulter „Und wie ist es mit dir Wurmschwanz?“, fragte er nach doch Peter kam nie zu seiner antwort. Er spukte nur heftig hustend den Kürbissaft aus den er so eben zu sich genommen hatte. Sobald er sich von seinem Hustenanfall erholt hatte starrte er James Böse an. „Boa spinnst du eigentlich!“, röchelte er hervor. So das alle selbst Peter anfingen mussten schallend zu lachen.

 

James blickte zu Uhr. „Wir sollten langsam mal gehen Tatze.“, meinte er schlung seinen Toast herunter und erhob sich. „Seid wann bist du so überpünktlich, Krone! Das ist die erste Stunde im neuen Jahr, wir brauchen mindestens 10 Minuten Verspätung.“, protestierte Sirius erhob sich jedoch ebenfalls und folgte James meckernd in Richtung Eingangshalle. Auch Naomi erhob sich nun und Hannah folgte ihr zum Klassenzimmer von Professor McGonagall.

 

Zusammen nahmen die beiden Mädchen ihre Plätze in der letzten Reihe ein. Sekunden später rauschte auch schon Professor McGonagall hinein. Und alles Gemurmel und Getuschel was bis dahin im Raum herumgeschwirrt war verschwand.

„Guten Morgen!“, begrüßte McGonagall sie mit ernster Stimme. Sie schien sehr schlecht gelaunt zu sein und Hannah hoffte inständig, dass sie heute nur Theorie durchnehmen würden. Und zumindest in der ersten Stunde hatte sie Glück.

 

Professor McGonagall diktierte ihnen eine Menge sehr langweiliges Zeug über das Verwandeln materialer Sachen in etwas Lebendiges. In der zweiten Stunde jedoch sollten sie eine Tasse in eine Schnecke verwandeln. Hannah scheiterte fürchterlich! Am Ende der Stunde hatte ihre bis dahin Himmelblaue Tasse die Farbe und das Muster eines Schneckenhauses angenommen hatte sich aber ansonsten nicht verändert.

Professor McGonagall war tatsächlich so schlecht gelaunt das sie der Klasse am Ende der Stunde Unmengen von Hausaufgaben aufgab.

 

Nun auch schlecht gelaunt verließ Hannah zusammen mit Naomi das Klassenzimmer. Während sie beide noch laut stark über Professor McGonagall schimpften machten sie sich auf den Weg zurück in die große Halle zum Mittagessen.

Remus und Peter saßen schon am Gryffindortisch und Hannah ließ sich neben Peter nieder, während Naomi sich am anderen Tischende bei ihrem Bruder Paul und Lily nieder ließ. „Und wie war’s, Feder?“, fragte Peter trocken.

 

„Ätzend der alte Hausdrache hat eine schreckliche Laune.“, erzählte Hannah und hievte sich eine Portion Pellkartoffeln auf den Teller. „Und bei euch?“, fragte sie den Mund voller Pellkartoffeln. „Super, sehr interessant und auch nicht so kompliziert. Und Hausaufgaben haben wir auch kaum welche auf bekommen.“, berichtete Peter.

Remus redete gar nicht und das war so wohl Hannah als auch Peter nicht entfallen. Doch niemand fragte nach was mit ihm los war. Was sollten sie sagen wenn er wissen wollte was sie an Vollmond unternahmen oder wenn er wissen wollte was ihre Spitznamen eigentlich bedeuteten oder warum er noch keinen hatte. Was sollte sie ihm dann antworten?

 

Peter und Hannah waren sehr erleichtert als James und Sirius endlich zum Tisch kamen und die bedrückte Stille beendeten. Beide berichteten sie begeistert von ihrer ersten Arikmantikstunde. Doch irgendwie schien sich niemand so wirklich zu interessieren.

Sirius öffnete schon den Mund um zu fragen was den eigentlich los war, doch bevor er etwas sagen konnte warf ihm Hannah einen vernichtenden Blick zu, der wohl bedeuten sollte „Halt bloß die Klappe, Tatze!“ und Sirius hielt tatsächlich den Mund ohne das Hannah etwas sagen musste. Als er fertig war mit essen, guckte Hannah flüchtig zu Uhr. „Ich will noch kurz in die Bibliothek. Kommst du bitte mit Tatze.“, sagte sie in schneidendem Ton. Der keine Widerrede von Seiten Sirius zuließ.

 

Remus blickte von seinem essen auf und sah Hannah seltsam an. Was hatte das zu bedeuten? 

Sirius nickte und folgte Hannah hinaus in Richtung Bibliothek, auf dem Weg dort hin sprachen die beiden kein Wort und erst als Hannah als Hannah in der Bibliothek auf und ab zu gehen begann wagte Sirius zu Fragen: „Was hat das zu bedeuten, Feder?“, Hannah antwortete nicht sofort stattdessen zog sie ein Buch über Menschliche Verwandlungen aus dem Regal und blätterte darin herum. „Feder?“, fragte Sirius vorsichtig nach.

Sie seufzte und meinte dann „Es ist Remus! Wir müssen mit ihm sprechen.“, antwortete sie schließlich schlicht.

 

Sirius blickte Hannah ernst an er atmete tief ein und Fragte dann leise „Worüber genau?“, sobald er die Worte ausgesprochen hatte merkte er das er etwas falsches gesagt hatte.

Hannah lief rosa Farben an und verzog das Gesicht „Worüber? Das Fragst du noch Tatze?“, Sirius ging in Deckung. Sicher würde Hannah gleich explodieren und tatsächlich wütend knallte sie das Buch auf einen Tisch, eine Seite über Animagie aufgeschlagen.

„Darüber!“, meinte sie ernst und deutete auf die Buchseite.

 

Sirius wurde blass „Das geht nicht. Was wenn wir es nicht schaffen? Wir würden eine Hoffnung in ihm wecken! Was wenn diese Hoffnung einfach zerplatzt? Das können wir nicht zu lasen Feder!“, sagte Sirius mit leiser Stimme so das ihn niemand hörte.

„Aber..“, begann Hannah zu stammeln, sie wusste das Sirius recht hatte, doch irgendetwas mussten sie unternehmen. Rasch versuchte sie die Worte zu finden um es zu erklären.

„Wenn wir einfach so weiter machen wie jetzt dann helfen wir ihm nicht wir zerstören nur unsere Freundschaft.“, argumentierte sie nach ein paar Minuten des Schweigens.

 

Sirius musterte die schwarzhaarige mit seinen dunklen Augen und blickte sie nur ernst an. „Du hast ja Recht Feder! Wir müssen etwas tun. Wir müssen ihm sagen das wir es wissen, das wir wissen das er…“, Sirius senkte mit bedacht die Stimme „…ein Werwolf ist! Aber nicht mehr.“ Hannah nickte „Und nicht weniger.“, fügte sie hinzu.

Nun lächelte Sirius langsam verlegen und meinte „Wir müssen mit Wurmschwanz und Krone sprechen und sie fragen ob sie einverstanden sind.“, nun lächelte auch Hannah freundlich und Sirius überkam eine Woge der Erleichterung.

 

Er konnte es nicht haben wenn sie sauer auf ihn war, außerdem war er froh mal wieder mit ihr allein zu sein auch wenn es wegen etwas ernstem war.

Zusammen verließen sie die Bibliothek. Der Unterricht war für Hannah jetzt nicht mehr ganz so schlimm.

Sirius sprach mit James in der großen Pause der zustimmte und auch Peter war dafür Remus zu offenbaren was sie wussten.

 

Doch irgendwie fand sich der passende Zeitpunkt gar nicht so schnell am Abend verkündete Remus, das er heute früh ins Bett gehen wollte noch bevor die anderen mit dem Thema anfangen konnten.

Erst am Abend des nächsten Tages fand sich eine Gelegenheit. Als sie zusammen beim Abendessen waren. „Remus?“, fragte Sirius irgendwann.

„Ja?“, Remus schaute ausdruckslos in das Gesicht seines Freundes. „Wir müssen mit dir reden, es ist wichtig!“, erklärte nun James anstelle von Sirius so das Remus, auch ihn anblickte. Er hob eine Augenbraue und fragte schlicht „Worüber?“,

 

James, Hannah und Sirius wandten den Blick an Peter. „Nicht hier Remus! Man könnte uns belauschen.“, erklärte er und begann unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Erhob sich dann allerdings, genau wie James, Sirius und Hannah. So das auch Remus aufstand und mit seinen Freunden die große Halle verließ. 

Kurz darauf betraten sie ein leeres Klassenzimmer. „Was ist jetzt los das ihr so Geheimnistuerisch tun müsst?“, fragte Remus und versuchte dabei so kalt wie möglich zu klingen. Er wollte nicht, dass sie merkten wie nervös er war. Das er Angst hatte!

 

Er hatte ja eine Vermutung, aber das konnte einfach nicht Stimmen. Sie konnten nicht wissen, dass er ein Werwolf war. Panisch verdrängte dieses Gedanken und starrte seine Freunde an.

„Wir wollte dir nur sagen Remus das…“, begann Hannah plötzlich ihre Stimme klang nervös und sie sprach sehr leise. „….du uns nicht mehr anlügen brauchst.“,

„Anlügen!“ hackte Remus nach und hatte dabei das Gefühl das sein Herz stehen geblieben war und jegliches Gefühl aus seinen Körper verschwunden war.

„Wir wissen das du ein Werwolf bist!“, kam es von James.

 

Und Remus verspürte den Wunsch auf der Stelle Tod umzukippen, einfach aufzuhören zuatmen. Es war vorbei! Nun hatte er alles verloren. Seine Freunde die einzigen Freunde die er je gehabt hatte und wahrscheinlich würde er Hogwarts verlassen müssen.

Bleich war er geworden ganz bleich.

„Es ist uns egal!“, sagte Sirius vorsichtig. Remus blickte ihn ausdruckslos an, er verstand nicht „Was?“, fragte er stotternd nach.

„Es schert uns nicht das du ein Werwolf bist! Wir möchten natürlich trotzdem deine Freunde bleiben!“, quiekte nun Peter die Worte die Remus Lupin in seinem ganzen Leben nie mehr vergaß.

 

In seinem Körper schien ein kleines Feuerwerk zuexplodieren. „Trotzdem.“, fragte er noch einmal ungläubig nach. „Ja!“, meinte Sirius und klopfte Remus heftig auf die Schulter.

Und er begann langsam zu realisieren was ihm da eben zu Ohren gekommen war. Sein Herz begann wieder heftig zuklopfen. Er blickte nach und nach in die Gesichter seiner Freunde. Der vier großartigsten Freunde die er je gehabt hatte und die er je haben würde!

 

Sie lächelten ihn nur verlegen an und langsam begann auch Remus wieder zu lächeln. Es war das erste Mal seid Wochen das er lächelte. Langsam kehrte das Gefühl des Lebens wieder in seinen Körper zurück eine unglaubliche wärme mit der ihm klar wurde was das alles zu bedeuten hatte.

Es würde nicht mehr lügen und vertuschen müssen was mit ihm an Vollmond geschah jedenfalls nicht vor seinen Freunden er würde keine angst mehr davor haben müssen das sie ihn verließen, nie mehr würde er diese grausame Angst spüren müssen.